Werte für eine progressive Schulbildung

Demokratie in Bewegung steht für werteorientierte Politik. In Anlehnung an unsere Grundwerte formulieren wir Werte, an denen sich unsere Schulen orientieren sollen.

Diese Initiative wurde angenommen.

Initiator*innen
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miri
Christine @megaera
Veröffentlicht am
12. Juli 2018
Bereich
Bildung, Forschung & Kultur
Einordnung
Einzelinitiative
Ebene
Bund
Ergebnis der Abstimmung

Diese Initiative wurde angenommen.

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83 Personen haben an dieser Abstimmung teilgenommen.

Das waren 7 Prozent aller 1156 Abstimmungsberechtigten.

Die Zeit der Reformen ist vorbei - wir brauchen eine Bildungsrevolution. Bildung neu denken müssen wir nicht, denn es gibt zahlreiche Expert*innen, die schon lange ein Umdenken fordern. Es gibt viele Schulen, in denen diese Forderungen bereits umgesetzt werden. Wir wollen diesen Ideen und Erfahrungen eine politische Stimme geben und erreichen, dass auch alle Regelschulen unseren Kindern echte und nachhaltige Bildung vermitteln.

Problembeschreibung

Die DiB-Werte für Schulbildung

  • Kinderrechte, Selbstbestimmung, Mitbestimmung

    • Menschenrechte und Kinderrechte müssen auch in der Schule gelten. Selbstbestimmung und Achtung der Persönlichkeit haben absolute Priorität.

    • Kinder sollen Mitbestimmung und Konsens lernen, um vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft zu sein. Das soziale Miteinander muss in der Schule von Anfang an geübt und gelebt werden. Im Vordergrund soll das Lösen von Konflikten und Problemen stehen.

    • Die Demokratisierung der Gesellschaft soll in der Schule beginnen. Aus selbstbewussten und umsichtigen Kindern werden mündige Erwachsene, die gelernt haben, allen Menschen und Herausforderungen offen zu begegnen. Darin sehen wir die Chance für die Gesellschaft, sich weiter zu entwickeln.

  • Erfahrung, Ermutigung, Förderung

    • Die Schule soll Kindern echte und nachhaltige Bildung vermitteln. Bildung ist Erfahrung. Daher sollen Erfahrungen aus Kindern nachhaltig gebildete Menschen machen.

    • Wenn Kinder sich für ein Thema begeistern, setzen sie auch ohne Druck ihre Energie frei. Daher muss die Begeisterung das Ziel aller Bemühungen um Bildung sein. Druck und Stress sind schädlich. Sie sind unter allen Umständen zu vermeiden.

    • Kinder sollen für ihre Weiterentwicklung belohnt und gefördert werden. Hierfür wird kein Notensystem benötigt. Zum Beispiel im Sport sollen nicht absolute Leistungen bewertet werden, sondern die Begeisterung für eine Fähigkeit wird gelobt und gefördert.

    • Kinder sollen die Bildung selbst erreichen können, angeleitet und unterstützt durch Lehrer*innen. Eine Schule, die viele nur mit Hilfe von Eltern, Nachhilfelehrer*innen und zusätzlichen Lehrwerken erfolgreich abschließen kann, wollen wir nicht.

    • Hausaufgaben, starre Stundenraster und ungesunde Regelungen lehnen wir ab. Die Schule soll nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in Chronobiologie, Neurobiologie, Ergonomie, etc. neu konzipiert werden und sich immer wieder erneuern können. Daher messen wir Laborschulen und -klassen eine große Bedeutung zu.

    • Die ständige Verbesserung der Schule muss zum Standard werden. Dazu wünschen wir uns mehr Freiheiten in den Schulen, aber auch mehr Rückmeldungen an die Schule. Schüler*innen, Lehrer*innen, Schulleitung und Eltern sollen einander Rückmeldungen geben, die systematisch aufgegriffen und qualitätsorientiert behandelt werden.

  • Miteinander in Vielfalt

    • Das Hauptziel ist die freie Entfaltung selbstbewusster Persönlichkeiten. Diese werden von sich aus ihre Welt für sich entdecken, mit einem geschulten Blick für Probleme und Zusammenhänge, mit Rücksicht auf andere Menschen und mit Respekt vor der Natur.

    • Die Schule soll ein Abbild der Gesellschaft sein und ein Raum des sozialen Miteinander. Die Förderung von Sozialkompetenzen sowie deren gezielte Entwicklung soll Kern der echten Bildung sein.

    • Inklusion ist eine Selbstverständlichkeit. Damit meinen wir die Inklusion aller Menschen. Ohne den Druck, gewisse Leistungen zu erbringen, wird Raum und Zeit frei, sich mit dem menschlichen Miteinander zu befassen und zu lernen, wie man gemeinsam in Vielfalt leben kann.

  • Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit

    • Soziale Unterschiede dürfen nicht den Bildungserfolg bestimmen. Man wird diesen Faktor nie ganz ausschließen können, jedoch wollen wir ihn so weit wie möglich reduzieren. Dass viele Kinder Abschlüsse nur mit Nachhilfe, Zusatzliteratur und massiver Unterstützung der Eltern schaffen können, ist sozial ungerecht und für die Kinder frustrierend.,

    • Frühkindliche Erfahrungen legen die Grundsteine für die spätere Entwicklung. Die Stärkung in diesem Bereich soll das Lernverhalten, sowie das emotionale Verhalten fördern

    • Investitionen sind dringend erforderlich. Dazu haben wir bereits eine Initiative, die Mittel für dringend erforderliche Verbesserungen bereit stellt.

Forderung

Die formulierten Grundwerte für Bildung sollen Teil des Parteiprogramms werden.

Kosten

Zur Umsetzung der Grundwerte sind Investitionen erforderlich. Allerdings geht es in dieser Initiative nur um die Grundwerte an sich. Daher fallen keine Kosten an. Zur Umsetzung der Grundwerte werden wir weitere Initiativen formulieren und dort auch die jeweiligen Kosten aufstellen.

Finanzierungsvorschlag

Entfällt, siehe Kosten.

Arbeitsweise

Um auch Gegenargumente und Fragen aufzugreifen, hier die wichtigsten Punkte:

  • Fragen und Antworten

Sollten dir die Inhalte unserer Werte nicht klar sein, wende dich bitte an den TK Bildung: https://marktplatz.bewegung.jetzt/groups/tk_bildungforschung

Antworten auf einige Fragen finden sich hier:

  • Was ist denn progressive Schulbildung?

Das Wort progressiv taucht bei DiB häufig auf. Wer wäre mehr in der Pflicht, den Begriff zu erklären, als der TK Bildung? Zunächst die reine Definition laut Wikipedia:

Progressivismus (von lat. progressio, onis, f.: Fortschritt) bezeichnet eine politische Philosophie, die auf dem Grundgedanken des Fortschritts in den Bereichen der Wissenschaft, Technologie, wirtschaftlichen Entwicklung und Organisation aufbaut; sie ist somit die Gegenbewegung zum Konservatismus. Seinen Ursprung nahm der Progressivismus in der Ära der Aufklärung und fußt auf der Überzeugung, dass man durch Entwicklungen einen positiven Fortschritt in den Bereichen der Zivilisation erreichen könne.

Für die Schulbildung bedeutet das nach unserer Auffassung, dass Bildung immer weiterentwickelt und verbessert werden muss. Neue Erkenntnisse sollen schnell einfließen oder zumindest erprobt werden. Neue Inhalte sollen so schnell wie möglich einfließen.

Für die Schule bedeutet das, dass sie eine lernende Organisation ist. Die ständige Verbesserung soll sie verinnerlicht haben.

  • Was ist denn echte und nachhaltige Bildung genau? Das ist mir zu unkonkret.

Das stimmt, denn welche Erfahrungen gemacht werden, muss natürlich noch definiert werden. Dazu gibt es weitere Inis. Aber wichtiger ist, dass dies von den Schüler*innen ausgehen soll. Die Lust am Ausprobieren wird den Kindern in der Schule regelrecht ausgetrieben und nach einigen Jahren kann man sich kaum noch vorstellen, dass es anders geht. Siehe [1] (Englisch) das Beispiel mit der Büroklammer.

Echte Bildung findet immer dort statt, wo sie mit einer Erfahrung oder einem Gefühl verbunden ist. Wenn man gemeinsam das Klassenzimmer streicht und ausrechnet, wieviel Farbe man braucht, ein Projekt plant und koordiniert, wer zu welchem Zeitpunkt wofür zuständig ist, findet echte Erfahrung statt. Man kann reflektieren, ob die Aktion gut gelaufen ist und Verbesserungen planen.

Von solchen echten Erfahrungen werden Kinder ihr Leben lang profitieren.

  • Das Niveau der Bildung und die Qualität des Abiturs wird mit diesen Maßnahmen sinken.

Das Gegenteil ist der Fall.

Bildung beinhaltet so viel mehr, als die bloße Vorbereitung auf eine Arbeitsstelle. In vielen Kultusministerien wird Bildung häufig mit Ausbildung verwechselt.

Unser Konzept zielt darauf ab, weg von der Ausbildung junger Menschen hin zu einer Bildung den eigenen Interessen, Stärken und Fähigkeiten zu finden. Also Verschiebung, von Ausbildung zu einer soliden Bildung.

Diese Bildung wird steigen, denn wir wollen, dass überflüssige Inhalte nicht mehr unterrichtet werden und dafür wirklich wichtige Dinge verstärkt behandelt werden.

Die Kinder lernen heute die korrekte Anwendung des Konjunktiv 2 im Französischen, sind aber unfähig, sich auf einem Boule - Feld über die Qualität der umliegenden Restaurants zu unterhalten. Schon gar nicht über die Rolle Frankreichs in Europa. Da nutzt der Konjunktiv 2 überhaupt nicht, denn der wird weder in Frankreich noch in Deutschland wirklich benutzt. Benutzte man ihn und radebrechte ansonsten, erntete man wohl manch hochgezogene Augenbraue.

Das Wissen soll nicht auswendig gelernt werden, sondern selbst erarbeitet oder, so weit möglich erfahren und erlebt werden, dann behält man es besser und so macht lernen Spaß.

Zu Beginn will jedes Kind lernen und die Welt erleben, Kinder die nicht (mehr) lernen wollen, sind durch irgendetwas frustriert oder begrenzt worden und rebellieren damit, sagen so will ich nicht lernen. Kleine Kinder lernen, ohne dass irgendwer sagt: "Du musst das lernen". In der Pubertät geht es um das Erlernen sozialer Fähigkeiten und um Abgrenzung, um zu sich selbst zu finden. In dieser Phase Zwang auszuüben, ist wenig hilfreich. Sobald die Phase überwunden ist, werden die jungen Erwachsenen für einen Abschluss lernen, den sie für ihre Ziele benötigen.

Das Lernen ohne Hilfe von Erwachsenen und Nachhilfe bezieht sich auf lernen außerhalb der Schule und bedeutet, dass alle Übungsaufgaben in der Schule erledigt werden, sofern das sinnvoll ist.

Das Niveau der Abschlüsse ist für Kinder alleine oft nicht erreichbar. Die Eltern helfen oft aus. Können sie dies nicht leisten, werden viele Stunden Nachhilfe in Anspruch genommen. Können Eltern dies nicht finanzieren, fällt das Kind durch das Raster. Dazu kommen zusätzliche Lernmittel, die Eltern finanzieren müssen, damit das Kind die geforderte Leistung erbringt.

Auch aus diesen Gründen muss die geforderte Leistung in einem Rahmen sein, den alle Kinder ohne zusätzliche Unterstützung der Eltern leisten können. In welche Richtung sich ein Kind entwickelt, kann man ohnehin erst nach Ende der Pubertät halbwegs verlässlich sagen. Bis dahin soll sich das Kind hauptsächlich entwickeln, entfalten und im Umgang mit anderen Menschen und Herausforderungen schulen.

  • Druck und Stress sind doch wichtig! Das bereitet die Kinder auf das Arbeitsleben vor.

Die "Vorbereitung" besteht unserer Meinung genau darin, dass die Kinder darauf konditioniert werden, brave Arbeitsmaschinen zu sein. Druck und Stress werden als Normal antrainiert. So geht es dann weiter bis zum Burn-Out. Also von uns ein klares Nein und der Ansatz zum gesellschaftlichen Umdenken. Da liegt die geforderte Revolution. Der Mensch soll nicht über das gesunde Maß hinaus leisten müssen!

  • Wenn man Druck und Stress vermeidet, könnten die Schüler*innen daran zerbrechen, wenn sie im Studium und der Arbeitswelt auf Umgebungen stoßen in denen diese weit verbreitet sind

Je älter man wird, umso besser kommt man mit Druck und Stress klar. Dass auf kleine Kinder, bzw. Kinder in der Pubertät Druck ausgeübt wird. ist einfach nur menschenverachtend. Dem wohnt der Wunsch inne, effiziente Arbeiter*innen zu züchten.

Wir wollen, dass die Kinder nicht schon mit dem Glauben groß werden, Druck und Stress wären normal. Wenn sie kennen lernen, dass es auch anders geht, werden sie das mit größerer Wahrscheinlichkeit auch im Berufsleben ablehnen. Und je mehr Menschen das ablehnen, umso eher wird sich etwas ändern.

Vermeiden kann man Druck und Stress, indem man Kinder das lernen lässt, was sie interessiert. Aber Regelmäßig gibt es Rückmeldungen über grundsätzliche Kenntnisse, sowie Empfehlungen zu Punkten, in denen die Kinder etwas intensiver arbeiten sollten. Das fördert die Neugier, fördert aber auch, dass grundlegende Fähigkeiten vorhanden sind. Z.B. in freien demokratischen Schulen wird das manchmal kritisiert. Dort gilt es am Ende viel aufzuholen. Das wollen wir vermeiden, indem die Kinder regelmäßig qualifizierte Rückmeldungen ohne plumpe Zensuren bekommen.

Wie genau man das macht, kann im Detail mit den Expert*innen erarbeitet werden. Wir wollen nur erreichen, dass die Menschen- und Kinderrechte durchgesetzt werden, die nicht mit Druck und Stress vereinbar sind.

In der Oberschule / Oberstufe kann das komplett anders aussehen und unter Anderem auch Arbeiten / Lernen unter Druck und Stress geübt werden. Aber dann ist die Motivation klar und wir reden dort auch über junge Erwachsene.

  • Links

[1] Divert Thinking (leider nur in Englisch, aber brilliant!):

https://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U&feature=youtu.be

Argument der Initiator*innen

Als Leitlinien im Bereich Bildung sollen diese Grundwerte einerseits unsere grundsätzliche Position wiedergeben. Andererseits sollen sie helfen, die Motivation hinter unseren Initiativen zu erklären.

Unser Ziel ist es, das Bildungssystem wieder an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten und weg von einer Produktion fleißiger Arbeitsbienen.

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PRO
Ohne eine "Revolution" des staatlichen Bildungssystems, wird die gesellschaftliche Ungleichheit steigen.
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PRO
Schon in den 1970ern hatten Wissenschaftler wie F. Vester sich für eine Bewertung des Engagements und der individuellen "Verbesserung" ausge
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PRO
Grundsätzlich stimme ich zu, dass Bildung komplett neu gedacht werden muss und unterstütze diese Initiative …
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PRO
Sehr gute Ini, danke für eure Arbeit. Eine Anmerkung zu: Frühkindliche Bildung
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KONTRA
Menschen- und Kinderrechre nicht gewahrt? Stress nur negativ besetzt
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KONTRA
Qualitätsorientierte Verbesserung durch Rückmeldung von Beteiligten kann nur schief gehen
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PRO
Kinder müssen auf eine positive Lebensgestaltung vorbereitet werden.
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PRO
Transparente Werte sind Fundament einer nachhaltigen Gesellschaftsbildung
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PRO
V.a. das Statement "Inklusion ist eine Selbstverständlichkeit" finde ich sehr gut. Dies sollte ein Eckpfeiler der Initiative werden!.
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