Diese Initiative wurde angenommen.
Initiator*innen
Ergebnis der Abstimmung
Diese Initiative wurde angenommen.
Abstimmungsbeteiligung
93 Personen haben an dieser Abstimmung teilgenommen.
Das waren 24 Prozent aller 385 Abstimmungsberechtigten.
Text der Initiative
Alle wissenschaftlichen Studien, die in irgendeiner Form öffentlich geförder / finanziert oder für die Zulassung bzw. Bewertung von Produkten / Dienstleistungen herangezogen werden sollen, sollten im Vorfeld angemeldet werden müssen und nach Abschluss die Ergebnisse inkl. aller Rohdaten veröffentlicht werden. Damit soll eine vertrauenswürdige Grundlage für darauf basierende Gestaltungsprozesse sichergestellt werden.
Problembeschreibung
Sehr viele Entscheidungen in unserer Gesellschaft werden auf Basis wissenschaftlicher Studien getroffen. Das ist an sich eine gute Sache, wenn diese einwandfrei durchgeführt und interessenfrei ausgewertet werden. Das ist aber leider viel zu oft nicht der Fall. Kommerzielle Interessen, Ehrgeiz, Hoffnung auf weitere Gelder und sonstige Gründe führen dazu, dass
- Studien, deren Ergebnisse nicht den Wünschen der Forscher oder Geldgeber entsprechen, verschwiegen werden
- die Probandenauswahl einem erfolgreichen Studienabschluss, aber nicht der eigentlichen Fragestellung angepasst werden
- die Fragestellung im Verlauf an die Ergebnisse angepasst wird, um eine positive Aussage ableiten zu können
- Studien, die einen negativen Verlauf zu nehmen drohen, vorzeitig abgebrochen werden
- Studien, deren Verlauf noch unbefriedigend ist, mittendrin verlängert werden, um eine stärkere Entwicklung der Daten zu erhalten
- aus den Daten unliebsame "Ausreißer" eliminiert werden
- die Ergebnisse interessengeleitet interpretiert und verzerrt dargestellt werden usw.
All dies führt dazu, dass wichtige Entscheidungen auf Basis ungeeigneter oder unvollständiger Daten getroffen werden. Besonders kritisch ist das (und wird in den untenstehenden Quellen in diesem Zusammenhang dargestellt) bei Arzneimitteln, die mittlerweile in den Kreis der häufigsten Todesursachen aufgestiegen sind. Relevant sind solche Praktiken jedoch in vielen Bereichen der Wissenschaft, wie die Risikobewertung chemischer Stoffe, Lebensmittelsicherheit oder technischer Sicherheitseinstufungen.
Bei Förderung durch öffentliche Mittel ist nicht nachzuvollziehen, warum die erzielten Erkenntnisse kein öffentliches Gut sein sollten, die allgemeine Wissensbasis verbreitern und unnötige Wiederholungen vermeiden. Überprüfungen der Schlussfolgerungen oder spätere Vergleiche durch andere Stellen sind verlässlich nur auf Grundlage der vollständigen Studiendaten möglich.
Forderung
Zur Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen sollten alle Studien, die öffentlich gefördert / finanziert werden oder später als Grundlage für die Zulassung bzw. Bewertung / Überprüfung von Produkten oder Dienstleistungen oder als Grundlage deren Bewerbung herangezogen werden sollen, vor Studienbeginn angemeldet werden müssen unter Angabe des konkreten Studiendesigns (Fragestellungen, Verfahren, Teilnehmerselektion, geplante Dauer, Sponsoren etc.). Nach Abschluss oder Abbruch der Studie müssen alle Ergebnisse zeitnah veröffentlicht werden, auch die gewonnenen Rohdaten, um für Überprüfungen und Metastudien durch Dritte zur Verfügung zu stehen.
Bevorzugt sollten auch die vollständigen Studienergebnissen von bereits abgeschlossenen Studien und zugelassenen Produkten nachträglich veröffentlicht werden müssen.
Kosten
Diese Maßnahme kann nur ein Mosaikstein zur Lösung einer komplexen Problematik sein, wäre technisch jedoch ohne Schwierigkeiten umsetzbar, da es entsprechende Verfahren in Teilbereichen schon gibt. Diese müssten zusammengeführt, vereinheitlicht, ergänzt und erweitert werden. Dafür fallen zunächst administrative Kosten an.
Finanzierungsvorschlag
- Der vereinfachte Zugang zu vielen relevanten Daten zu weiteren Auswertungszwecken,
- die Vermeidung von Mehrfacharbeit,
- die Verringerung der Manipulationen, und
- die Verbesserungen der auf dieser Grundlage getroffenen bzw. korrigierten Entscheidungen und daraus erwachsenden Gestaltungen
geben Anlass zu der Hoffnung, dass in anderen Bereichen erhebliche Einsparpotentiale realisiert werden könnten, die die ursprünglichen Kosten möglicherweise sogar übersteigen.
Arbeitsweise
Das Problem wurde bereits mehrfach in verschiedenen Wissenschaftssendungen thematisiert, unter anderem:
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/153633/index.html http://www.3sat.de/page/?source=/nano/medizin/180942/index.html http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=57372
Argument der Initiator*innen
Solide wissenschaftliche Erkenntnisse können die Basis großartiger gesellschaftlicher Entwicklungen sein. Aber Bewertung und Interpretation sind notweniger Teil des Schrittes von ermittelten Daten zu Erkenntnissen. Dem Ergebnis ist nachher nicht mehr anzusehen, mit wieviel Sachverstand, Integrität, Sorgfalt und Vorurteilsfreiheit dieser Schritt vollzogen wurde. Das aktuelle wissenschaftliche System bietet leider zahlreiche Anreize, die Forschungen für mehr Zwecke zu instrumentalisieren als den reinen Erkenntnisgewinn. Bewusst oder unbewusst, Wunschdenken, Eigennutz, Irrtum oder Anweisung - es gibt viele Einflüsse, die das Ergebnis verzerren können. Dieses Werkzeug ist zu wertvoll für uns als Gesellschaft, um das Vertrauen darin aufs Spiel zu setzen, weil zuviel Unsinn damit angestellt werden kann. Echte Wissenschaft profitiert von mehr Augen und Hirnen, die sich der gesammelten Daten annehmen. Geheimhaltung hat im Allgemeinen andere Wurzeln.