Keine ungeplanten Experimente mehr in der Bildungspolitik

Bildung darf kein Politikum sein, sondern beeinflusst das Leben vieler Menschen. Daher muss sich die Ausrichtung der Bildung an Erfahrungen und empirischen Erkenntnissen orientieren und darf nicht Spielball politischer Auseinandersetzungen sein. Statt lokaler Interessen und Parteipolitik sollten die besten Ideen der Welt unserem Bildungssystem zugute kommen.

Diese Initiative wurde angenommen.

Initiator*innen
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miri
Christine @megaera
Veröffentlicht am
30. Januar 2019
Bereich
Bildung, Forschung & Kultur
Einordnung
Einzelinitiative
Ebene
Bund
Ergebnis der Abstimmung

Diese Initiative wurde angenommen.

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73 Personen haben an dieser Abstimmung teilgenommen.

Das waren 6 Prozent aller 1272 Abstimmungsberechtigten.

Änderungen am Bildungssystem sollen nicht Spielball parteipolitischer Interessen sein. Die beteiligten und betroffenen Menschen sollen die Änderungen direkt mitgestalten können. Das muss unabhängig davon passieren, welche Partei gerade in der Regierung ist.

Problembeschreibung

Die aktuelle Bildungspolitik ist unserer Meinung nach nicht zukunftsfähig. Politische Einzelinteressen stehen im Vordergrund und werden unabhängig von ihrem tatsächlichen, evaluierten Nutzen umgesetzt. Bildung darf aber kein Politikum sein, sondern beeinflusst das Leben vieler Menschen. Daher muss sich die Ausrichtung der Bildung an Erfahrungen und empirischen Erkenntnissen [5] orientieren und darf nicht Spielball politischer Auseinandersetzungen sein. Statt lokaler Interessen und Parteipolitik sollten die besten Ideen der Welt unserem Bildungssystem zugute kommen.

Die Politik sollte zurückhaltend mit Vorgaben sein. Diese Vorgaben sollten eher gesellschaftlicher und allgemeiner als inhaltlicher Natur sein. Beispielsweise die Vorgabe, dass die soziale Herkunft keinen Einfluss auf den Bildungserfolg haben sollte oder andere grundsätzliche Regelungen.

Daher möchten wir mit dieser Initiative aufzeigen, wie unserer Meinung nach Änderungen am Bildungssystem erfolgen sollten. Unser Grundsatz ist: Die Schule soll eine lernende Organisation [1] sein. Dass das aktuelle Bildungssystem selbst kaum lernfähig ist, zeigt, wie dringend Verbesserungen in diesem Bereich sind und gerade das Bildungssystem sollte doch selbst auch eine lernende Organisation sein. Es sollte sich auf Basis von Kognitionswissenschaften [4] und neurobiologischen Forschungsergebnissen weiterentwickeln und nicht in alten Denkmustern verharren.

Forderung

Um neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Bildung einfließen zu lassen, sollte ein Gremium gebildet werden, welches als Stabsstelle für Bildung im Bundestag etabliert wird. Das Gremium setzt sich aus Wissenschaftler*innen, Forscher*innen, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen zusammen, ist nur für die fachlichen bzw. sachlichen Entwicklungen zuständig. Seitens der Politik müssen nur noch die Entscheidungen für Finanzierungen getroffen werden (aufgrund der Entscheidungsvorlagen des Gremiums). Das Gremium hat auch ein Vetorecht, falls notwendige Investitionen abgelehnt werden.

Wünsche zu Änderungen an der Schulbildung sollten idealerweise von Wissenschaftler*innen, Schüler*innen, Eltern oder Lehrer*innen kommen. Das gilt sowohl für die generellen Regeln, die Ansätze und Verfahren, als auch für die Lehrpläne und deren Inhalte und Vorgaben. Sie werden gemeinsam erörtert und gut überlegt und geplant in Modellversuchen erprobt, wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Zeigt eine Veränderung Potenzial für Verbesserungen, wird ein Plan erarbeitet, wie die Veränderung in den Bildungsalltag einfließen kann. Schulen werden begleitet und unterstützt und zur Umsetzung der Maßnahme werden Hilfsmittel und Coaches eingesetzt.

Neue Ideen werden zunächst an Laborschulen oder in Laborklassen ausprobiert. Der Versuch wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Analyse der Situation vor und nach der Änderung soll genau betrachtet werden. Nur so können die Verbesserungen klar aufgezeigt werden.

Um eine Idee auszuprobieren muss die Schulkonferenz eingebunden sein und trifft auch die letzte Entscheidung über das Experiment. Das bedeutet, wer auch immer eine Idee zur Verbesserung hat, muss eine Schule überzeugen, die Idee auszuprobieren.

Das Ergebnis wird einem Bildungsrat vorgelegt, der paritätisch besetzt ist (Schüler*innen, Lehrer*innen, Eltern. Unterschiedliche Herkünfte sind dabei einzubeziehen.). Sollte dieser der Änderung zustimmen, wird ein Plan erarbeitet, wie die Änderung einzuführen ist. Dieser wird an Pilotschulen erprobt und evaluiert. Daraus werden falls erforderlich Verbesserungen abgeleitet, die der weiteren Einführung zu Gute kommen.

Ziel ist es, die Einführung von Verbesserungen von kurzfristigen Zielen einzelner Parteien oder Politiker*innen zu lösen. Sie sollen nur daran gemessen werden, ob sie den gewünschten Zweck erfüllen. Auch das Denken in Wahlperioden würde so entfallen.

Die unüberlegte Einführung von G8 / G9, die ebenso planlose Rückführung zu G9, die Rechtschreibreform, die ungeregelte Einführung der Inklusion, etc. hätte man auf diese Weise leicht vermeiden können. Das Ziel einer Verbesserung darf nicht dem Geltungsdrang einzelner Parteien oder Politiker*innen geopfert werden.

Schulen soll dabei viel Freiheit gelassen werden, bestimmte Änderungen einzuführen oder nicht. Je nach Schule kann es andere Erfordernisse geben. Es muss dringend darauf geachtet werden, dass Schulen auch ausreichend Spielraum haben, verschiedene Wege zu gehen. Das betrifft die Regeln und die finanziellen Mittel. Die Entscheidung, was die Schule macht, liegt wie schon heute bei der Schulkonferenz. Allerdings ist es heute leider so, dass die Schulen aufgrund der engen Lehrpläne kaum Spielraum haben, etwas Neues auszuprobieren. Auch der finanzielle Spielraum ist sehr gering. Ein frei verfügbares Budget von z.B. 20€ pro Schüler*in pro Jahr ist für ein reiches Land wie Deutschland mehr als peinlich.

Die grundsätzlichen Regeln für das Bildungssystem, sowie die Abschlüsse und die Forschung im Bildungssektor sollten nach unserer Auffassung Bundessache werden [6] oder sogar auf europäischer Ebene abgestimmt sein. Gleichzeitig sollen Schulen viel Freiheit bekommen, innerhalb der grundsätzlichen Regelungen ihren eigenen Weg zu gehen. [7]

Kosten

Die Einrichtung der Mitbestimmungsgremien wird hohe Kosten verursachen. Allerdings ist der Nutzen erheblich, denn die Veränderungen werden nur durch die Betroffenen und beteiligten Menschen gesteuert, unterstützt durch Expert*innen

Finanzierungsvorschlag

Im Koalitionsvertrag der großen Koalition von 2018 ist die Einrichtung eines nationalen Bildungsrates vorgesehen. Dieses Gremium soll nicht eingerichtet werden und die frei werdenden Mittel werden unserer Auffassung nach genügen, um die Mitbestimmungsorgane einzurichten.

Arbeitsweise

Diskussion auf dem Marktplatz: https://marktplatz.bewegung.jetzt/t/initiative-keine-ungeplanten-experimente-mehr-in-der-bildungspolitik/23133

Siehe auch unsere Initiativen zum Thema:

Initiative: Schulbildung soll Bundessache werden http://abstimmen.bewegung.jetzt/initiative/32-schulbildung-soll-bundessache-werden

Bildungsausgaben deutlich erhöhen https://abstimmen.bewegung.jetzt/initiative/29-bildungsausgaben-deutlich-erhohen

Links:

[1] Lernende Organisation: https://de.wikipedia.org/wiki/Lernende_Organisation

[2] Informationen über den Bildungspakt Bayern: Material: http://bildungspakt-bayern.de/zweck/

[3] Beispiel für eine gut durchgeführte Maßnahme (bis auf die viele Werbung im Dokument) wie wir sie uns vorstellen: http://bildungspakt-bayern.de/wp-content/uploads/2016/08/160801BroschuereHorizontec_LowRes.pdf

[4] Kognitionswissenschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Kognitionswissenschaft

[5] Empirische Forschung: https://de.wikipedia.org/wiki/Empirie

[6] Angenommene Initiative "Schulbildung soll Bundessache werden" https://abstimmen.bewegung.jetzt/initiative/32-schulbildung-soll-bundessache-werden

[7] Angenommene Initiative "Werte für eine progressive Schulbildung" https://abstimmen.bewegung.jetzt/initiative/197-werte-fur-eine-progressive-schulbildung

Argument der Initiator*innen

Was populistisch denkende Politiker*innen an Stammtischen und in Hinterzimmern zum Thema Bildung leisten, ist haarsträubend. Die Vorgaben werden vollkommen an den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Menschen vorbei entwickelt.

Fast alle Kinder freuen sich auf die Schule. Spätestens drei bis sechs Jahre später hat man fast allen von ihnen die Lust am Lernen ausgetrieben. Statt mit Erfahrungen verbinden sie Lernen nur mit Stillsitzen, zu schweren und zu vielen Hausaufgaben und ungerechten Bewertungen.

Damit sich dies ändern kann, muss die Entscheidungsgewalt über die Änderungen am Bildungssystem vollkommen in der Hand der Beteiligten und Betroffenen liegen.

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KONTRA
Hört sich nach einem sehr langwierigen und komplizierten Prozess an.
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KONTRA
Keine Politik für Bildung