Transparenz und Gerechtigkeit im Kleiderschrank - das „2. Preisschild“ muss her!

Unsere Liebe zu "Fast Fashion", oftmals zu den günstigsten Preisen, bringt nicht nur Leid über die Arbeiterinnen und Arbeiter (Überarbeitung, Hungerlöhne, Krankheiten durch Chemie, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen,…), sondern zerstört auch die Umwelt. Wir dürfen all dem nicht weiter zusehen!

Diese Initiative wurde angenommen.

Initiator*innen
Mohammed Sharityar
Lea Brunn
Anne Isakowitsch
Veröffentlicht am
3. Juli 2017
Bereich
Gerechtigkeit und Verantwortung füreinander
Einordnung
Einzelinitiative
Ebene
Bund
Ergebnis der Abstimmung

Diese Initiative wurde angenommen.

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126 Personen haben an dieser Abstimmung teilgenommen.

Das waren 33 Prozent aller 384 Abstimmungsberechtigten.

„Jedes Jahr kommen bis zu zwölf neue Kollektionen in die Bekleidungsläden auf deutschen Einkaufsmeilen. Doch diese „Fast Fashion“ hat große Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschen in den Produktionsländern.“* Leider sind diese Auswirkungen nur wenigen Menschen bewusst. Sie werden kurzzeitig sichtbar, wenn ein großes Unglück, wie z.B. 2013 in Bangladesch, passiert: eine achtgeschossige Näherei, bei der auch in Deutschland bekannte Marken ihre Kleidung produzieren ließen, stürzte ein. Über 1.000 Menschen starben und ca. 2.500 Menschen wurden verletzt. Dass eine angemessene Entschädigung die Hinterbliebenen jemals erreicht hat, ist zweifelhaft. Bilder von Vorfällen wie diesen oder seltene TV-Dokumentationen über die absolut menschenunwürdige Beschäftigung von Näherinnen und Nähern, werden bei Weitem nicht dem Ausmaß der Ausbeutung gerecht, die in der Kleidungsindustrie großflächig betrieben wird. Der Drang vieler Menschen aus den westlichen Ländern immer auf dem neuesten Stand der ständig sich verändernden Mode zu sein, führt dazu, dass bis zu zwölf Kollektionen pro Jahr in die (deutschen) Bekleidungsläden kommen. Diese Liebe zu "Fast Fashion", oftmals zu den günstigsten Preisen, bringt nicht nur Leid über die Arbeiterinnen und Arbeiter (Überarbeitung, Hungerlöhne, Krankheiten durch Chemie, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen,…), sondern zerstört auch die Umwelt. Auch hier ist nicht unsere unmittelbare Umwelt betroffen, sondern die der Arbeiterinnen und Arbeiter.

Die Kleidung, die wir tragen, darf nicht auf Kosten anderer gehen! Dass sie das aber derzeit tut, muss man der Verbraucherin / dem Verbraucher bei jeder Kaufentscheidung vor Augen führen. Der Preis für ein T-Shirt, das im Laden vier Euro kostet, ist nicht vier Euro, sondern viel viel mehr, wenn man die Herstellung und die Auswirkungen davon betrachtet. Um die Nachhaltigkeit in diesem Bereich zu fördern, finden wir, muss die Verbraucherin / der Verbraucher besser informiert werden, über die Produkte, die sie oder er einkauft. Dies kann man erreichen, in dem man ein „2. Preisschild“ einführt, das eben diese weitergehenden Kosten mit aufführt. Wie das „Rauchen ist tötlich“-Bild auf Zigaretten Schachteln würde das „2. Preisschild“ nicht nur dazu führen, dass die Verbraucherin / der Verbraucher bewusster einkaufen kann, sondern auch die Unternehmen zwingen nachhaltiger zu werden und ihre unfairen Geschäftsmodelle zu ändern. Das Umweltbundesamt hat das „2. Preisschild“ in ihrer Jahrespublikation „Schwerpunkte 2016“* zwar vorgeschlagen / erwähnt, jedoch folgte daraufhin keine Handlung.

*) „Schwerpunkte 2016: Jahrespublikation des Umweltbundesamtes“, Umweltbundesamt (Hrsg.), Oktober 2016 (https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/schwerpunkte-2016)

Problembeschreibung

siehe oben

Forderung

Der größte Teil der Kleidung, die wir tragen, kostet weitaus mehr als im Laden oder online ausgeschildert. Durch ein „2. Preisschild“ können diese versteckten Kosten der Endverbraucherin oder dem Endverbraucher vorgeführt werden. Im heutigen Zeitalter darf es einfach nicht sein, dass wir ein Leben auf Kosten anderer führen – und das obwohl es gar nicht sein muss. Es braucht mehr Transparenz, damit die Kundin / der Kunde sich überhaupt erst eine Meinung bilden kann, und es braucht eindeutig mehr Gerechtigkeit für Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsländern. Das „2. Preisschild“ wäre ein Schritt in diese Richtung.

Auf dem "2. Preisschild" könnte unter anderem stehen woher das Produkt (und/oder dessen Einzelteile) kommt, welche Schritte es durchlaufen hat und insbesondere unter welchen Umständen die Arbeiterinnen und Arbeiter es hergestellt haben, ob ihr Verdienst zum Leben reicht und ob durch die Produktion die Umwelt geschädigt wurde. Viele Unternehmen wissen die genaue Herkunft und den Impact ihrer Produkte oft selbst nicht, doch dies zu wissen sollte ihr Ziel sein. „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ gilt für uns alle und sollte auch für Unternehmen gelten. Sie können sich ihrer Verantwortung nicht entziehen, indem sie auf die "generelle Intransparenz" in dieser Branche hinweisen. Realistisch gesehen müsste man zumindest mit einigen wenigen wichtigen Angaben beginnen und die erforderlichen Informationen mit der Zeit erweitern.

Kosten

nicht bezifferbar

Finanzierungsvorschlag

Hierfür müssten weitergehende Überlegungen durchgeführt werden. Die Bekleidungshersteller tragen große Verantwortung für die Ungerechtigkeit in der Textilindustrie. Eine Zusatzsteuer für Unternehmen, die ihre Kleidung im Ausland produzieren lassen, wäre denkbar…

Arbeitsweise

tbd

Argument der Initiator*innen

Das System der Ausbeutung in der Kleidungsindustrie muss endlich gebrochen werden! Wir denken, dass das „2. Preisschild“ ein Schritt in Richtung mehr Transparenz und Gerechtigkeit ist.

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PRO
Auch der Transport muss auf dem Schild mit einbezogen werden
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PRO
Sehr wichtige Initiative! Kann man sie noch ausweiten?
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PRO
Wichtige Initiative, ein Bewusstsein für das eigene Konsumverhalten schaffen.
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KONTRA
Nicht mehr als ein Hinweis "Man müsste mal was tun"
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PRO
Sehr guter Ansatz, um in übersichtlicher Kurzform beim Käufer das Bewusstsein für diese Problematik zu wecken